Kompaktkamera: Handy!
Kompaktkamera: Handy!

Kompaktkamera: Handy!

Als Fotograf und Journalist habe ich in den vergangenen Jahren im Bereich Motorrad-,  Reise- und Landschaftsfotografie schon so einige Dinge vor die Nase, ähm Linse bekommen. Reiseberichte gehören ebenso dazu, wie Werksfotos für verschiedene Hersteller und Zubehörspezialisten. Natürlich war ich bei solchen Aufträgen immer mit meinem Profi Equipment unterwegs. Allerdings ist das recht umfangreich und auch ziemlich teuer – also zwei Gründe, warum das nicht so ganz zum Motorradfahren passen will. Natürlich steht an erster Stelle das Platzproblem, denn der Stauraum ist bei unserem Hobby ja doch schon etwas eingeschränkt. Zum anderen kommt der Kostenfaktor ins Spiel. Denn trotz bester Polsterung und Sicherung, gegen unvorhergesehene Dinge ist man nicht gefeit. Dabei rede ich noch nicht einmal von der Sturzgefahr, sondern eher von Vibrationen und schlechten Strassen. Diese unglückliche Kombination hat in der letzten Saison einen nicht unerheblichen Schaden an meiner Fotoausrüstung verursacht. Zwei (teure) Objektive mussten daran glauben, ebenso ein Ladegerät. Die Objektive ließen sich nach Tourende reparieren, das Ladegerät leider nicht. Blöd nur, wenn so ein Unglück am Reisebeginn passiert und man etwas verloren mitten in der Pampa steht, die Redaktion auf Bilder wartet und man nicht einfach schnell neue Ausrüstung kaufen kann. Dazumal kam mir der Gedanke – quasi gezwungenermaßen – die Fotofunktion von meinem Smartphone genauer unter die Lupe zu nehmen. Diese “Notlösung” hat letztendlich nicht nur mich, sondern auch meine Kunden/Redaktionen überrascht, denn was dabei herausgekommen ist, kann sich durchaus sehen lassen – womit wir schon beim eigentlichen Thema sind. Aufgrund meiner Erfahrung werden Fotos in der heutigen Zeit fast ausschließlich multimedial konsumiert. Facebook, Instagram, Twitter und Co. sind die am meisten verbreiteten “Bilderdienste”. Dazu kommen noch diverse Onlineredaktionen und Zeitungsverlage. Der durchschnittliche Bildbetrachter bekommt also die Fotos größtenteils auf seinem Handy, Tablet oder auch dem Smart-TV angezeigt. Dabei sind die Fotos in den meisten Fällen bereits verkleinert und beschnitten, um das Datenvolumen auf den Servern und den Endgeräten so gering wie möglich zu halten. Ob wir es nun wollen oder nicht – alle oben genannten Anbieter komprimieren also unsere Fotos, wir können nichts dagegen tun. Selbst mit einem ultramodernen 4k Display wird das Bild nicht wirklich besser wenn es erst einmal durch die Algorithmen der Sozialen Medien gelaufen ist, auch wenn es das Ausgangsmaterial locker hergeben würde. Dabei spielt es kaum eine Rolle, ob das Foto nun mit 5 oder 50 Megapixeln aufgenommen wird. Lediglich der “analoge” Markt, beispielsweise die gedruckte Zeitung, setzt noch auf höhere Qualitäten, wobei sich die Anforderungen auch hier in Grenzen halten – wenn es nicht gerade um eine Titel- oder Doppelseite im Hochglanzmagazin geht. Beispiel gefällig? Für einen guten Hochglanzdruck in der Größe von 200 x 300mm benötigt man lediglich eine Auflösung von 5 bis 7 Megapixeln (2.560 x 1.920 bis 3.072 x 2.304 Pixel) – also eine eher  überschaubare Größe, die von jedem zeitgemäßen Smartphone locker erreicht wird. 

Der durchschnittliche Bildbetrachter bekommt die Fotos größtenteils auf seinem Handy, Tablet oder auch dem Smart-TV angezeigt.

…und damit sind wir bereits mittendrin in der Materie. Unsere Handys sind mittlerweile die ständigen Begleiter im Alltag. Wir kommunizieren über sie, nutzen die Navigation und sogar Routenplaner, bekommen die neuesten Nachrichten quasi in Echtzeit – und wir machen vor allem auch Fotos. Ein wichtiges Kaufargument, vielleicht sogar das wichtigste, ist eine gute Smartphone-Kamera. Da wir auf unseren Touren das Handy also sowieso dabei haben, liegt es doch nahe, es einfach zu nutzen und sich nicht auch noch mit dem “unnötigen Ballast” einer kompletten Kameraausrüstung herumzuplagen.

Wie also funktioniert eine Handykamera und wo liegen die Unterschiede zur “herkömmlichen” Kameratechnik? Um es kurz zu machen – die Handykamera funktioniert wie ein “echter” Fotoapparat. Das Licht fällt durch mehrere unterschiedliche Linsen und eine Blendenöffnung, Objektiv genannt, auf den Sensor. Dieser fungiert quasi als Netzhaut und wandelt die analogen Informationen in elektrische Impulse um. Diese Impulse werden durch die Software in die Bilder umgerechnet, die Ihr dann letztendlich auf dem Bildschirm sehen könnt. 

Das Herzstück jeder (digitalen) Kamera, also auch das von Eurem Handy, ist letztendlich der Fotosensor. Dabei gilt: je größer die Fläche des Sensors (weniger Farbrauschen und weniger Spannung), desto besser. Dabei sind die prominenten Megapixel nicht der entscheidende Faktor. Viele sind der Meinung, dass ein Handy mit besonders hoher Megapixelzahl automatisch bessere Bilder macht. Dem ist jedoch nicht so. Je größer nämlich die Anzahl der Pixel ist (1MP entspricht 1.000.000 Pixeln), desto mehr (Sensor)Fläche braucht man. Steht diese nicht zur Verfügung, steigt die Pixeldichte an. Je enger die Pixel jedoch zusammengedrängt werden, umso mehr können diese sich gegenseitig beeinflussen um dann ihre zugewiesene Grundfarben (Rot, Grün oder Blau) an ihre Nachbarpixel abzustrahlen – das sogenannte Farbrauschen entsteht (besonders bei hohen ISO-Werten). Deshalb solltet Ihr beim Kauf Eurer Kamerahandys nicht nur auf die Megapixelzahl schielen, sondern ganz besonders auch auf die Sensorgröße. Ein vernünftiger Sensor kommt mit 8 bis 12 Megapixeln bei einer Fläche von 1/2,5” sehr gut aus. Das reicht, wie oben schon erwähnt, locker für gute Farbausdrucke von einer Größe von DIN A4 bis DIN A3. 

Viele Smartphones verfügen mittlerweile über mehrere Objektive.


Erfahrungsgemäß bietet ein modernes Handygehäuse nicht allzu viel Platz, deshalb gibt es einige Einschränkungen und Unterschiede zu “normalen” Kameras. Ein mechanischer Blendenverschluß ist bauartbedingt nicht, oder nur sehr selten möglich, daher wird der Sensor nur dann aktiviert, wenn das Foto aufgenommen wird. Folglich lassen sich sehr kurze Belichtungszeiten realisieren, was sich im Fall von “Bewegtbildern” als sehr günstig herausstellt – dazu später mehr. Zum anderen werden in den seltensten Fällen Zoomobjektive verbaut. Die Hersteller setzten entweder auf eine digitale Lösung oder installieren mehrere Linsen. Dabei stellt die erste Variante einen Kompromiss dar, da es sich lediglich um einen Bildausschnitt handelt, der quasi vom ursprünglichen Bild gewonnen wird. Die Qualität leidet, trotz einiger Softwaretricks, oft erheblich, da die Auflösung des Sensors ja begrenzt ist – es wird nur ein Ausschnitt, also eine geringere Anzahl besagter Pixel, des Sensors verwendet.. Deshalb sind moderne Smartphones mit mehreren Linsen bestückt. Die Vorteile liegen auf der Hand. Zum einen kann die volle Sensorfläche ausgenutzt werden, zum anderen lassen sich verschiedene Brennweiten realisieren. Vom Ultraweitwinkel (16mm) bis hin zum Teleobjektiv (105mm) reicht die Bandbreite aktueller Handykameras  (und darüber hinaus) Somit haben wir auf unseren Touren die Möglichkeit sowohl weitläufige Landschaftsaufnahmen mit dem Weitwinkel, als auch Portraits unserer Mitfahrer mit dem Teleobjektiv zu schießen. Wer lieber Detailaufnahmen machen möchte, anstatt seine Kollegen zu fotografieren, der kann das natürlich auch tun, denn viele Smartphones bieten sogar eine Makrofunktion mit der man auch die kleinste (lockere) Schraube fotografieren kann….

Ultraweitwinkel für Panoramaaufnahmen. Viele Smartphones bieten einen extra Panoramamodus, bei dem die Kamera geschwenkt wird.
Tele Zoom – damit lassen sich Details heran holen.


Eine wichtige Sache zum Thema Objektiv fehlt allerdings noch: die Blende. Bei “gewöhnlichen” Objektiven wird damit die Lichtmenge gesteuert, die auf den Sensor fallen soll/darf/muss. Da, bauartbedingt, eine bewegliche Blende in den aller seltensten Fällen den Platz in einem Handy findet, greift man hier zu einem Trick: die Blende wird vom Hersteller, wenn möglich, so groß wie es geht gewählt. Eine große Blendenöffnung sorgt für viel Licht und ein schönes Bokeh (die Unschärfe im Hintergrund). Außerdem verkürzt eine große Blendenöffnung die Belichtungszeit, somit ist das Risiko ein verwackeltes Foto zu schießen geringer. Jetzt wird es allerdings etwas “tricky”, denn: je größer die Blende, desto kleiner der angegebene Wert. Also hat eine Blende von 1,8 eine größere Öffnung als beispielsweise Blende 16. Wie wird denn nun im Handy der Lichteinfall geregelt? Ganz einfach – durch die Verschlusszeit, oder vielmehr die Belichtungszeit. Sonnenschein: Schnellere Belichtung = weniger Licht wird benötigt. Längere Belichtung = mehr Licht wird benötigt = Dämmerung oder Nacht.

Daraus ergibt sich allerdings ein klitzekleines Problem, man kann nämlich nicht ewig lange “Freihand” belichten. Ab 1/50 Sekunde wird es schwierig, eine viertel Sekunde ist schon ziemlich grenzwertig und alles, was noch länger dauert, wird ohne Hilfsmittel verwackelt. Nun greifen die Hersteller gleich zu mehreren Tricks. Zum einen werden optische oder elektronische Stabilisatoren verwendet, zum anderen kann die Lichtempfindlichkeit des Sensors (der ISO-Wert) erhöht werden und dann besteht außerdem noch die Möglichkeit, ein Stativ zu benutzen. Als sehr effektiv erweist sich dabei der optische Bildstabilisator, bei dem die Linse etwas Bewegungsspielraum bekommt und kleine Ruckler durch einen Lage-Sensor ausgleichen kann. Bei den sogenannten Flaggschiffen ist der optische Bildstabilisator inzwischen Teil der Standardausstattung.
Der elektronische Stabi hat einen Nachteil, denn er gleicht die Wackler mit dem Sensor selbst aus. Dazu wird ein umlaufender “Streifen” von einigen tausend Pixeln zur “Pufferzone” – eine geringfügig verringerte Auflösung ist das Resultat.

Wozu braucht man denn nun welche Verschluß- oder Belichtungszeit? Das lässt sich relativ einfach beantworten: Alles was schnell ist, also Ihr auf eurer Maschine, braucht auch schnelle Belichtungszeiten, um die Bewegung “einzufrieren”. Ist die Belichtungszeit zu lang gewählt, dann erscheint das Motiv verschwommen – die sogenannte Bewegungsunschärfe. Als Faustformel kann man sich folgendes merken: je schneller das Motiv, umso flotter muss belichtet werden. Allerdings hat bei einer, sagen wir mal, tausendstel Sekunde das Licht nicht sonderlich viel Zeit, den Sensor zu erreichen und die Pixel zu aktivieren. Also solltet Ihr bei Bewegtbildern immer auf ausreichende Lichtverhältnisse achten. Da aber nicht immer die Sonne scheint, wenn Ihr gerade ein Foto knipsen wollt, greift die Handysoftware ein und erhöht die Lichtempfindlichkeit (ISO-Wert) des Sensors. Je nach Hersteller mit mehr oder weniger guten Ergebnissen. Viele Modelle erkennen von selbst (KI – künstliche Intelligenz), was Ihr da gerade fotografieren möchtet. Das Handy regelt dann automatisch die (vermutlich) besten Einstellungen. Einige Handys besitzen auch die Möglichkeit einer manuellen Voreinstellung – vom Sport, über Portrait bis hin zum Nachtmodus kann da so einiges ausgewählt werden. Allerdings ist die künstliche Intelligenz nicht immer so intelligent wie wir uns das wünschen…. Fortgeschrittene User und Profis greifen dann auf die, hoffentlich vorhandenen, manuellen Einstellungen zurück. Je besser der manuelle Modus, desto besser werden am Ende Eure Bilder. Wenn Ihr Euch also für ein neues Handy interessiert, dann schaut auch mal nach, wie die Fotosoftware gestaltet ist. Erlaubt sie euch tiefgreifende Änderungen oder sind Funktionen nur rudimentär enthalten? Natürlich gibt es unzählige Apps, die Euch das Fotografieren mit dem Smartphone erleichtern, Hersteller wie Sony setzen allerdings auf das Know-how aus dem eigenen Haus, die Kameraabteilung der Japaner gehört seit einigen Jahren zum besten, was man als Fotograf bekommen kann.
An dieser Stelle möchte ich einen sehr wichtigen Tipp einfügen: der Speicher! Wenn Ihr viele Fotos macht, kann es sein, dass Euch schnell der Platz ausgeht. Die Fotos werden zwar komprimiert abgespeichert – meist im JPG-Format (Android) oder als HEIC-Datei* (Apple), allerdings kann es passieren, dass der Speicher knapp wird. Da wir auf unseren Touren nicht immer auf die Speicherung in der “Cloud” zurückgreifen können, sei es durch mangelndes Datenvolumen, schlechte Mobilfunkverbindung oder fehlendes W-Lan, sind wir auf den Speicherplatz des Smartphones angewiesen. Sollte jemand außerdem seine Bilder verlustfrei im sogenannten RAW-Format** abspeichern, ist ziemlich schnell “Ende im Gelände”. Der Speicherbedarf kann sich dabei schnell mal verzehnfachen! Aus rund 3 bis 4  MB für ein JPG werden schnell mal 40 MB für ein RAW und das bei eine Auflösung von 12 MP (4016 × 3008 Pixel)  Wohl dem, der einen Speicherkartenslot in seinem Handy hat, denn damit lässt sich der interne Speicher per Speicherkarte erweitern und es lassen sich nicht nur Fotos und Videos, sondern auch Musik, Tourenvorschläge und Routen in beinahe beliebiger Größe abspeichern. Achtet also unbedingt auf die Möglichkeit einer Speichererweiterung (Micro-SD-Slot) oder kauft, wenn es keine gibt, das Phone mit dem größten Speicherplatz. Nichts ist nerviger als vorm Bilderbuch Wasserfall zu stehen und auf dem Display die Meldung “nicht genügend Speicherplatz vorhanden” zu lesen. Dabei sollte Ihr nicht vergessen, den Speicherplatz für Eure Bilder in der Kamerasoftware auf “SD-Karte” zu ändern. Wie das geht, findet Ihr im jeweiligen Manual Eures Smartphones. 

*HEIC oder auch HEIF steht für “High Efficiency Image File Format” und ist ein Dateiformat für Fotos und Bildsequenzen. Es basiert auf dem Codierungsstandard HEVC, der effizienter ist, als zum Beispiel das weitverbreitete JPG. Dadurch benötigen HEIC-Fotos bei gleicher Bildqualität nur die Hälfte des Speicherplatzes eines JPG-Bildes. Seit der Einführung von Apples Betriebssystem iOS 11 speichern iPhone und Co. ihre Fotos automatisch in diesem Format.
**Als Raw-Daten (englisch raw „roh“) bezeichnet man das sogenannte Rohdatenformat. Dabei handelt es sich um ein Dateiformat bei Digitalkameras, bei denen die Kamera die Daten weitgehend ohne Bearbeitung auf das Speichermedium schreibt. Diese „Rohdaten“ werden gelegentlich als „digitales Negativ“ bezeichnet, da sie die Originaldaten der Aufnahme enthalten. 

Und wie fotografieren wir nun richtig, werdet Ihr Euch jetzt sicher fragen. Mit dem geballten Theoriewissen aus den vorangegangenen Zeilen sollte das ja nun nicht mehr schwer fallen, oder doch??
Zuerst solltet Ihr Euch darüber klar sein, was Ihr fotografieren wollt – hört sich ein bisschen komisch an? Stimmt. Daher schauen wir zuerst einmal, welches Motiv aufgenommen werden soll, Mensch, Maschine, Landschaft oder etwa alles zusammen?
Maschine und Mensch kann man in etwa gleich behandeln, da man sich auf ein Motiv konzentriert. Wichtig hierbei: Achtet auf eine gute Ausleuchtung der Gesichter/Motorräder. Gegenlicht solltet Ihr dabei vermeiden. Erfahrungsgemäß werden die Aufnahmen der Motive dann oft zu dunkel. Falls Euer Handy über einen HDR-Modus verfügt, könnt Ihr Gegenlichtaufnahmen allerdings gerne ausprobieren. Damit man Euch auf dem Foto nicht mit der Lupe suchen muss, versucht recht nah an das Objekt Eurer Fotobegierde zu gehen, ohne dass Ihr wichtige “Dinge” wie Füße, Arme oder Räder abschneidet. Entweder Ihr bewegt Euch auf das Objekt zu (ich nenne es “Fußzoom”), wenn es zu klein erscheint, oder Ihr nutzt (wenn vorhanden) die optische Zoomfunktion.
Hoch- oder Querformat? Bitte macht nicht den Fehler und fotografiert die Seitenansicht Eures Eisens im Hochformat! Wen interessiert schon 12 Meter Straße und Himmel, wenn es doch um das Bike geht?

Kameraposition etwas verändert (Sonne mittig), Moped im linken Bilddrittel (Drittelregel), Weitwinkel gut ausgenutzt


Ihr kennt die Schokoseite Eurer Maschine, also fotografiert sie auch! Die Wahl der “richtigen” Perspektive sorgt dabei für ausdrucksstarke oder langweilige Bilder. Probiert es ruhig einmal aus! Sehr interessant wirkt die sogenannte Froschperspektive. Ihr könnt das Handy auch vor dem Bauch halten, damit die Maschine optisch nicht verzerrt rüber kommt und die Räder wie Eier aussehen. Aber auch direkt von oben kann ein Motorrad durchaus sehr ansprechend wirken. Wenn eine Treppe, ein Felsbrocken, ein paar Baumstämme oder ähnliches in der Nähe sind, dann könnt Ihr diese auch gerne als Podest nutzen und ein, zwei Fotos von oben schießen. Aber Obacht, das kann auch mal fix ins Auge gehen…

Für Einzelpersonen oder Portraitaufnahmen empfielt sich das Hochformat – da gilt der gleiche Hinweis wie beim Moped – wen interessiert schon, was rechts und links von der betreffenden Person passiert? Die Oma, die sich am Bildrand mit Kaffee bekleckert lassen wir mal außen vor, die wäre ja schon wieder lustig, allerdings geht es ja um die Person, die fotografiert werde soll, oder? Von Experimenten wie Froschperspektive und co. würde ich bei Menschen allerdings abraten. Wer von oben in die Kamera schaut hat oft ein Doppelkinn. Uns Kerle interessiert das ja eher weniger, aber die Mädels… Ihr wisst sicher, was ich meine. Bei Portraitaufnahmen kann man sich die offene Blende und eine Brennweite ab 50 mm zu nutze machen um den Hintergrund schön unscharf hinzubekommen. Wenn Eure Kamera einen Portraitmodus bietet, solltet Ihr den unbedingt einmal ausprobieren. Oft rechnet dann die Kamerasoftware einen unscharfen Hintergrund dazu und glättet die Haut ein wenig. Profi-Tipp: Immer (wirklich immer) auf die Augen scharf stellen, wenn Ihr Lebewesen fotografiert! Auch hier ist bei einigen Herstellern die Software so intelligent und verfügt über  einen sogenannten “Augenfokus” – diesen also bitte aktivieren! Bei Personengruppen ab drei Leuten nutzt bitte das Querformat. Für die sogenannten Selfies gilt im übrigen dasselbe. Möchtet Ihr mit aufs Bild? Dann empfiehlt es sich nach einem freundlichen Mitmenschen Ausschau zu halten. Erfahrungsgemäß sind diese gerne bereit Euch zu knipsen. Fall kein Knipser zur Hand ist – der Selbstauslöser kann die Rettung sein. Entweder Ihr lehnt Euer Handy an den Helm, oder Ihr besorgt Euch ein kleines Stativ, welches mit elastischen Beinen versehen ist und dass Ihr zur Not auch am nächsten Begrenzungspfosten, Ast oder auf einem Felsen befestigen könnt. Die Dinger sind oft so kompakt, dass sie sogar in der Kombi Platz finden.
Kommen wir nun zu den Landschaftsbildern. Auch da gilt: Was wollt Ihr fotografieren? Den hohen Berg, einen Wasserfall oder eher das Bergpanorama oder den Sonnenuntergang? Je nachdem, was für Euch wichtig ist, wählt bitte Hoch- oder Querformat. Ein Bergpanorama im Hochformat, mit der Hälfte vom Parkplatz und ganz viel Himmel sieht einfach schlimm aus. Der Wasserfall ist erst dann imposant, wenn er das Bild ausfüllt und der Sonnenuntergang wirkt erst dann richtig, wenn der rote Himmel auf dem Foto zu sehen ist… Bei Landschaftsfotografien solltet Ihr ein Weitwinkel (sofern vorhanden) einsetzen, denn Ihr wollt ja so viel wie möglich auf das Bild bekommen. Gut machen sich in diesem Fall auch die Motorräder im Vordergrund, oder eine Kurve. Wenn es keine Kurven gibt, dann versucht doch die Straße so in Euer Foto einzubauen, dass sie zum Horizont führt. Das suggeriert dem Betrachter die Weite, Freiheit und Abenteuer. Ein Baum am Bildrand rahmt das Foto sehr schön ein, in der Mitte wirkt dieser als sogenannter Blickfang. Statt des Baumes könnt Ihr natürlich auch Eure Maschine verwenden. Auch hier steht Euch oft eine Funktion des Smartphones zur Verfügung – der Landschaftsmodus. Entweder erkennt das Handy selbstständig, dass Ihr nun eine Landschaft fotografieren wollt, oder Ihr müsst diesen Modus aktivieren. Die Farben Grün und Blau werden dann etwas angehoben und zusätzlich wird das Bild oft auch noch etwas nachgeschärft und der Kontrast verstärkt. Sollte das Display über ein Gitternetz verfügen, könnt Ihr euch das zunutze machen. Hilfreich ist dieses nämlich gleich in mehrfacher Hinsicht. Zum einen hilft es Euch, den Horizont möglichst waagerecht zu platzieren (wichtig!), zum anderen sind die Linien oft in der sogenannten Drittelregel aufgeteilt. Der Horizont muss nicht immer in der Mitte des Bildes sein! Gibt es schöne, ausdrucksstarke Wolken am Himmel, setzt den Horizont auf die untere Linie. Ist der Himmel langweilig blau (oder auch mal grau) und im Vordergrund die malerischen Felder der Provence, dann versucht die obere Linie.


…und jetzt alles zusammen: Natürlich im Querformat? Seht zu, dass Ihr die Kumpels und die Motorräder auf das Bild bekommt und immer noch genügend Landschaft sichtbar bleibt. Dafür lohnt es sich, die Straßenböschung hoch zu kraxeln und schon stehen die Kumpels nicht vor dem Panorama, sie sind aber immer noch bildfüllend im Vordergrund zu sehen. Handy hoch über den Kopf halten hilft manchmal auch ganz gut. Fokus auf die Mitfahrer stellen, damit sie auch richtig “scharf” werden. Auch hier gilt: Achtet auf die Lichtverhältnisse! Früh morgens (Morgentau, Nebel) oder auch vor Sonnenuntergang werden die Bilder am ausdrucksstärksten und farbenfroh (Goldene Stunde). Das Licht ist weich und oft auch noch sehr schön getönt. Mittags sind die Farben blass, alles wirkt zu hell, wie überbelichtet, Schatten sind kurz und Konturen, Berge, Hügel sehen irgendwie flach aus. Die Zeit bevor die Sonne aufgeht oder bereits untergegangen ist, nennt man aufgrund der Lichtverhältnisse übrigens “Blaue Stunde”… 


Abschließend möchte ich noch ein paar allgemeine Wort zur Fotografie verlieren: Traut Euch ruhig etwas auszuprobieren. Egal ob Perspektive oder Bildaufteilung, vielleicht sieht ja ein diagonal verlaufender Horizont auch ganz interessant aus? Sollte ein Bild einmal nicht Euren Erwartungen entsprechen, dann könnt Ihr Euch in der “Nachbearbeitung” versuchen. Unzählige Apps bieten eine ganze Menge sogenannter Filter, die durchaus in der Lage sein können, ein vermeintlich schlechtes Bild gut (oder zumindest besser) aussehen zu lassen. Wer möchte, kann natürlich auch selbst “Hand anlegen” – eine Bitte habe ich dabei allerdings: übertreibt es nicht, denn sonst wirken Fotos auch sehr schnell furchtbar unnatürlich. Probiert mit Eurem Smartphone alles zu Hause aus, knipst viele Fotos und testet alle Funktionen durch, damit Euch die Handgriffe und Einstellungen bei der nächsten Tour leicht von der Hand gehen und Ihr nicht lange suchen müsst.

Viel Spaß beim Ausprobieren und immer daran denken: Die beste Kamera ist die, die man gerade dabei hat!

Dieser Bericht erschien (in leicht geänderter Fassung) im Tourenfahrer und in der Motorrad Abenteuer.

Im Vordergrund seht Ihr mein kleines Reisestativ
Dieser Bericht erschien im Tourenfahrer und in der Motorrad Abenteuer



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